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Das offizielle EFT-Lehrbuch

Teil IV - Für Fortgeschrittene : Tiefer in das emotionale Geschehen eindringen

Von den "Schriften an unseren Wänden" zu den "Tischplatten"

Ein tieferes Verständnis von Emotionalen Themen

Im letzten Artikel haben wir Ihnen das Konzept der “Schriften an unseren Wänden” (Writing on our walls) vorgestellt, um zu vermitteln, wie emotionale Themen entstehen und  gleichzeitig einen Weg zu Kernthemen aufzuzeigen.

Zur Erinnerung finden Sie hier noch einmal eine beispielhafte Auflistung gängiger Schriften an unseren Wänden:

  • Verkäufer sind eine Plage.
  • Reiche Leute sind gierig.
  • Profite sind unmoralisch.
  • Diäten funktionieren nicht.
  • Männer weinen nicht.
  • Brave Mädchen tun so etwas nicht.
  • Ohne Fleiß keinen Preis.
  • Gute Menschen nehmen kein Geld.

EFT Tapping Framework image
Ein Grundgerüst, das Sie bei der Organisation aller Einzelteile eines Themas unterstützt.

Wir nennen Sie „Urteile“, „Verallgemeinerungen“, „Interpretationen“, „Feststellungen“, „Erkenntnisse“, „Glaubenssätze“ oder „Wahrheiten“, und Sie alle spiegeln wieder, wie wir die Welt begreifen und wie sie unserem Verständnis nach funktioniert. 

In diesem Artikel erweitern wir das Konzept der Schriften an unseren Wänden und stellen Ihnen ein Grundgerüst vor, das Ihnen dabei helfen soll, alle Puzzleteile eines Themas zu ordnen. Es wird Sie dabei unterstützen, das „große Ganze“ besser im Blick zu behalten, die effektivste Vorgehensweise zu wählen und damit jene EFT-Fertigkeiten zu entwickeln, für die Ihnen Ihre Klienten wirklich dankbar sein werden.

Das Grundprinzip zum  Aufspüren von Kernthemen

Bevor wir beginnen, erinnern wir uns daran, dass …

“Wahrheiten”, die an unseren Wänden geschrieben stehen, bestimmten Ereignissen unserer Vergangenheit entsprungen sind.  

Das kommt Ihnen bekannt vor? Wenn Ihnen jetzt schon klar ist, dass diese „Wahrheiten“ Tischplatten sind, die von Tischbeinen in Form von spezifischen Ereignissen getragen werden, dann haben Sie jetzt eine "Eins mit Sternchen" verdient!

Das ist die Grundidee beim Auffinden von Kernthemen

Es ist ein Leichtes, etwa die Scheu vor öffentlichem Sprechen anzugehen, wenn diese Angst aus einer einzigen Erfahrung erwachsen ist, etwa durch eine in den Sand gesetzte Abiturientenrede. Schwieriger wird es, wenn die Ursache hierfür in einem schwachen Selbstbewusstsein liegt, das von vielen Kindheitserinnerungen gestützt wird.

Sie haben ja bereits gelernt, welche Bedeutung spezifische Ereignisse haben und wie sie anzugehen sind. Aber nicht alle Themen lösen sich gleich beim ersten besonderen Ereignis auf, das sich uns zeigt. Oft müssen wir tiefer graben. Und ganz ohne eine Landkarte, die uns den Weg dorthin zeigt, kann die Suche nach einem Kernthema ganz schön mühsam werden. Doch der Leitfaden, den wir hierfür entwickelt haben, wird Sie sicher auch durch komplexere Themen navigieren. Und er wird Sie in die Lage versetzen, jene spezifischen Ereignisse aufzuspüren, mit denen Sie die schnellsten und effektivsten Resultate erzielen können.

Wie Sie “Wahrheiten” identifizieren

Ihre Klienten ahnen in der Regel nicht, dass Sie auf der Suche nach ihren Schriften an den Wänden sind, die Ihnen ihre Innenwelt erschließen soll. Und selbst wenn sie es wüssten, wären sie wohl kaum in der Lage, sie Ihnen zu beschreiben oder Ihnen gar eine Landkarte dafür auszuhändigen. Denn das ist ja der eigentliche Grund, warum der Klient überhaupt zu Ihnen gekommen ist - damit Sie es ihm erklären. Und je effektiver Sie den Input Ihres Klienten aufgreifen und verwerten können, desto besser werden sich Ihre gemeinsamen Sitzungen gestalten. 

Ihre Klienten werden Ihnen wahrscheinlich eine ganze Menge über ihr Thema erzählen, aber nicht alles davon wird Ihnen etwas über ihre „Wahrheit“ verraten. Vieles könnten genauso gut allgemeine Gedanken darüber sein, Beschreibungen oder generelle Aussagen zum Thema. Meistens müssen Sie sich schon ein wenig anstrengen, um die wesentlichen Details aufzudecken und etwas zu ermitteln, das auf die Ursache des Problems hindeuten könnte.

Die erste Frage, die uns auf den Nägeln brennt, sobald wir die Geschichte des Klienten vernommen haben, ist wohl „Warum?“ ... Warum fühlt er sich so? Warum steckt er in dieser Situation? Und warum macht er es immer wieder? An was erinnert ihn das hier? Welchen heimlichen Nutzen zieht er daraus? Oder fürchtet er sich vor einer Bestrafung?

Wenn Sie tief genug forschen, werden Sie irgendwann auf die “Wahrheit” oder die Schriften an den Wänden Ihres Klienten stoßen. Dann sind Sie in der Lage zu erkennen, welche Motivation hinter seinen Handlungen steckt bzw. was genau seine Wahrnehmung lenkt. An diesem Punkt können Sie damit beginnen, das Thema in spezifische Ereignisse aufzuspalten.

Zum besseren Verständnis dieses Konzepts finden Sie hier ein paar Beispiele:

        Allgemeine Äußerungen                              “Wahrheiten”

Ich mag meinen Job nicht.                    vs        Meine Kollegen mögen mich nicht.

Mein Mann ist ein Nörgler.                 vs        Niemand weiß mich zu schätzen.

Ich nehme einfach nicht ab.           vs        Ich brauche Essen, um mich zu entspannen.

Ich kann mich nicht von meinem Ex lösen.                 vs        Wenn ich ihn gehen lasse, hat er gewonnen.

Ich kümmere mich um alle, außer um mich selbst.   vs        Nur auf diese Weise bin ich etwas wert.

 

Auf der linken Seite finden Sie typische Äußerungen einer Klientin dazu, was sie gerne ändern würde. Auf den ersten Blick erscheint es uns vielleicht wie ein guter Ausgangspunkt, um mit unserer EFT-Arbeit zu beginnen. Letztendlich werden sie uns aber im Kreis führen, denn ihnen fehlen die entscheidenden Kriterien. In der rechten Spalte dagegen finden wir Äußerungen, die uns fundamentale „Wahrheiten“ bzw. Schriften an den Wänden offenbaren, die uns weitaus besseres Arbeitsmaterial zum Klopfen liefern.

Nehmen wir z.B. die erste Aussage. Ihre Klientin sagt Ihnen: „Ich mag meinen Job nicht“. Dabei ignoriert sie allerdings den sozialen Aspekt, der bei ihrem Urteil mitschwingt. Stattdessen hat sie einfach das Gefühl, ihre Arbeit macht ihr keinen Spaß mehr. Vielleicht sieht sie auch ihre Chancen für eine Beförderung schwinden, oder sie hat das Gefühl, eine andere Tätigkeit würde einfach besser zu ihr passen. Was auch immer, fragen Sie sie doch mal, ob sie ihren Job einmal mochte und ob es vielleicht eine unangenehme Situation mit ihrem Boss oder mit Kollegen gab, die dazu führte, dass sie ihre Meinung änderte.  

 

EFT Tapping Office Party image

Sie erinnert sich an eine Betriebsfeier und daran, wie zwei Kolleginnen sie aus der Unterhaltung ausgrenzten.

Die Klientin erzählt Ihnen daraufhin, dass sie die Arbeit anfangs begeisterte. Auf einmal erinnert sie sich aber an eine Betriebsfeier, auf der sie von zwei Kolleginnen aus einer Unterhaltung ausgegrenzt wurde, was sie als Zurückweisung deutete. Zugunsten der Professionalität unterdrückte sie ihre Gefühle damals und begann stattdessen, nach und nach die Freude an ihrer Arbeit zu verlieren. Den wirklichen Grund dafür erkannte sie nicht. Das Erlebnis hatte sie aber zu der Ansicht geführt, dass ihre Kolleginnen sie nicht mochten, was sie als „Wahrheit“ akzeptiert hatte. Es ist gut möglich, dass genau hier die Ursache dafür zu finden ist, warum sie die Lust an ihrer Tätigkeit verlor. In jedem Fall ist es aber ein spezifisches Ereignis, das wir prima mit EFT angehen können.

Sobald die ursprüngliche Verstimmung aufgelöst ist, hat Ihre Klientin nun die Möglichkeit, mit ihren Kolleginnen reinen Tisch zu machen oder sich alternativ nach neuen Freunden umzusehen und sich so den Spaß an ihrer Tätigkeit zurückzuerobern. In diesem Fall brauchten wir also nur ein paar zielsichere Fragen, um ihre Erfahrung am Arbeitsplatz zu transformieren. … Aber in Wahrheit ging es ja gar nicht um ihre Arbeit.

Seien Sie sich bewusst, dass es wahrscheinlich schon frühere Erfahrungen mit Zurückweisung gegeben hat, die das Verhalten der Klientin auf der Betriebsfeier beeinflusst haben. Wir nennen so etwas „Kernthema“ (Core Issue), und wenn Sie ihr ein paar weiterführende Fragen zur Feier stellen würden, würden Sie wohl sehr schnell dorthin gelangen. Tatsächlich gilt: Je kürzer das Ereignis zurückliegt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es sich lediglich um eine Variation eines früheren Themas handelt. Um dieses Prinzip noch besser zu illustrieren, lassen Sie uns jetzt auch die übrigen Beispiele unserer Liste durchspielen.

Mein Mann ist ein Nörgler: Sie können eine ganze Reihe von Ereignissen angehen, in denen der Ehemann ihre Klientin kritisiert hat, aber das wird Sie kaum zur wahren Ursache führen, warum sie so reagiert, wie sie es tut. Sollten Sie allerdings herausfinden, dass sie die Überzeugung hegt, von niemandem wertgeschätzt zu werden, dann wird es wahrscheinlich auch eine ganze Reihe spezifischer Ereignisse aus ihrer Kindheit - der Ursprungsfamilie oder dem Freundeskreis - geben, die dazu geführt haben, dass sie dies als ihre „Wahrheit“ akzeptiert hat.

Ich nehme einfach nicht ab: Sicher hat Ihre Klientin bereits einige Erfahrungen mit dem Abnehmen gesammelt. Aber all diese Ereignisse würden Sie nicht zwingend zur wahren Ursache des Problems führen. Sollten Sie allerdings ein wenig tiefer bohren, werden Sie eventuell herausfinden, dass Ihre Klientin Essen braucht, um sich zu entspannen. Dann können Sie sich auf die Suche nach allen Auslösern machen, die sie angespannt oder nervös werden lassen. Halten Sie auch Ausschau nach bestimmten Ereignissen, bei denen der Genuss von Nahrungsmitteln an ein Gefühl der Entspannung gekoppelt ist.

Ich kann mich nicht von meinem Ex lösen: Wenn Ihnen jemand sagt, dass er etwas nicht tun kann, von dem er eigentlich weiß, dass er es tun sollte, dann haben wir es wohl mit einem heimlichen Gewinn oder mit einer drohenden Konsequenz zu tun. Wahrscheinlich ist sich Ihre Klientin dessen nicht einmal bewusst. Und Sie werden wohl eine ganze Reihe von Fragen stellen müssen, um es herauszufinden. Stoßen Sie allerdings auf einen Glaubenssatz wie „Wenn ich ihn gehen lasse, hat er gewonnen“, dann können Sie frühere spezifische Ereignisse angehen, die zu der Überzeugung der Klientin geführt haben: „Ich muss gewinnen."


Ich kümmere mich um alle, außer um mich selbst:
Auch hier gilt: Wenn Sie nur genug Fragen stellen, werden Sie irgendwann herausfinden, was tatsächlich hinter der Sache steckt - z.B. die Überzeugung „Denn nur so bin ich wertvoll.“ Wenn Sie dorthin gelangen, können Sie mit Ihrer Klientin gemeinsam die Spezifischen Ereignisse transformieren, die zu dieser Schlussfolgerung geführt haben.

Jeder Klient wird Sie mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen konfrontieren, die ihnen dabei helfen werden, Ihre ganz eigene Liste von nützlichen Fragen aufzustellen. In der Regel werden „Wahrheiten“, Überzeugungen oder Schriften an unseren Wänden allerdings sehr gut anhand nachfolgender Kriterien identifiziert:

  • Halten Sie Ausschau nach „Wahrheiten“, Überzeugungen oder Schlussfolgerungen, die jemand über sich selbst oder seine Welt gezogen hat (z.B. „Ich bin nicht klug genug“, „Frauen können beruflich nicht erfolgreich sein“).
  • Suchen Sie nach allgemeinen Ängsten (z.B. die Angst davor, schlank zu sein, die Furcht vor Zurückweisung oder dem Alleinsein).
  • Suchen Sie nach etwas, das auf eine ganze Sammlung von bestimmten Ereignissen hindeutet (z.B. „Menschen mögen mich nicht“, „Ich hasse die Schule“ oder „Ich kann nachts nicht Autofahren.“).

Dies sind zwar nicht die einzigen Kriterien, die die Schriften an unseren Wänden ausmachen, aber es ist zumindest ein guter Ausgangspunkt. Während das Aufspüren von Überzeugungen und Ängste allerdings nur ein guter Anfang ist, ist das Angehen spezifischer Ereignisse für unseren EFT-Prozess unumgänglich. Und ...

... wenn wir noch keine spezifischen Ereignisse zum Thema unseres Klienten erkennen können, müssen wir wohl noch etwas tiefer graben.

Vielleicht fällt Ihnen auf, dass die Glaubenssätze in der rechten Spalte unserer Beispiel-Tabelle auf unerfreuliche Erfahrungen aus der Vergangenheit unserer Klientin hindeuten. Und da der Fokus unserer Arbeit ja auf der Auflösung solcher spezifischer Ereignisse liegt, sind sie für uns wie potentielle Goldminen.

Abhängig vom jeweiligen Klienten müssen Sie sich vielleicht erst einmal an das Thema herantasten, bevor sie zu den Schriften an den Wänden gelangen. Das Klopfen mit den richtigen Fragen zu kombinieren ist eine Kunst, die Sie mit der Zeit entwickeln werden. Schauen Sie sich die Art of Delivery videos an, denn dort können Sie eine ganze Menge von dieser Kunst sehen. Seien Sie sich aber darüber bewusst, dass das Mitklopfen zu Videos lediglich ein Mittel zum Zweck ist. Es ist keine Strategie für nachhaltige Ergebnisse!

Weiterhin ist zu beachten, dass sich Themen zwar als Schriften an unseren Wänden herausstellen können, das heißt aber noch lange nicht, dass alle Themen unser Leben in gleicher Weise beeinflussen. Generell gilt, dass Sie durchschlagendere Erfolge mit früh erlebten „Wahrheiten“ und Ereignissen erhalten, als wenn Sie Erlebnisse aus der jüngeren Zeit angehen. Wahrscheinlich werden Sie also erst einmal etliche spezifische Ereignisse aufspüren müssen, bevor Sie zu den Ergebnissen gelangen, die Sie sich wünschen.


Von “Wahrheiten” zu Tischplatten

EFT Tapping Truth image

Lassen Sie uns in Erinnerung rufen, dass wir “Wahrheiten” als "Tischplatten" bezeichnen, und die dazugehörigen Ereignisse, die diese “Wahrheiten” stützen, sind unsere Tischbeine. Es fällt Ihnen sicher leicht, sich dieses Konstrukt vorzustellen, wenn Sie sich an das Diagramm aus unserem Artikel über Spezifische Ereignisse erinnern. Was tun wir aber, wenn wir mit übereinander gestapelten Tischplatten konfrontiert werden? So etwas passiert, wenn wir es mit einem aktuellen Thema zu tun haben, das weiter in der Vergangenheit wurzelt. Da es in diesem Fall schwieriger sein kann, unsere Fortschritte nachzuvollziehen, müssen wir unser Vorgehen ein wenig besser organisieren.


Dank des Tischplatten-Models sind Sie während der Sitzung in der Lage, sowohl “Wahrheiten” als auch die dazugehörigen spezifischen Ereignisse Ihres Klienten zu identifizieren. So erhalten Sie eine Idee davon, wo Sie beginnen können und wohin es Sie führen soll. Das Tischplatten-Konzept dient Ihnen quasi als Straßenkarte, die Ihnen den Weg zu den richtigen Fragen aufzeigt und die Richtung vorgibt, in die Sie sich bewegen möchten. Sie ist außerdem gut für die Standortbestimmung, damit Sie die erreichten Ergebnisse mit den Erwartungen Ihres Klienten abgleichen können.

Um auch komplexere Themen besser in die Tischplatten-Struktur einordnen zu können, sehen wir uns nun das folgende Beispiel an.

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Wenn Sie im Supermarkt an der Kasse anstehen und sich fortwährend in der langsamsten Schlange wiederfinden, werden Sie wahrscheinlich irgendwann zu dem Schluss kommen, dass Sie „immer in der langsamstem Schlange enden“. An diesem Punkt angekommen, haben Sie sich erfolgreich eine Tischplatte konstruiert, die von allen Ereignissen gestützt wird, in denen Ihnen genau das wiederfahren ist. Von da an werden Sie bereits fest damit rechnen, immer in der langsamsten Kassenschlange zu enden. Und Sie werden wohl auch nach Beweisen Ausschau halten, die Ihre Schlussfolgerung stützen und Ihrer Tischplatte so weitere Tischbeine hinzufügen. Sogar wenn Sie sich einmal nicht in der langsamsten Schlange wiederfinden, werden Sie dies wohl eher als „Ausnahme von der Regel“ deuten, und Sie werden denken, Sie hätten diesmal einfach nur „Glück gehabt“. Und auch diese Erfahrung wird Ihnen letztlich nur dazu dienen, Ihre Überzeugung weiter zu untermauern. Wenn Sie das Thema „Ich ende immer in der langsamsten Schlange“ jedoch angehen und nacheinander jedes Tischbein destabilisieren, indem Sie seinen Belastungswert auflösen, wird jene Überzeugung, „Wahrheit“ oder Tischplatte irgendwann in sich zusammenfallen.

Im normalen Leben ist es allerdings ein wenig komplizierter. Nehmen wir zum Beispiel an, Ihre Mutter vermittelt Ihnen auf ihre ganz eigene Art, dass Sie „es nicht richtig machen können“. Und egal, was Sie auch in Angriff nehmen, im Nachhinein haben Sie immer das Gefühl: „Ich habe es falsch gemacht.“ Nach dutzenden solcher besonderen Ereignisse mit derselben Botschaft werden Sie wahrscheinlich zu der Überzeugung gelangen, dass Sie es „immer falsch machen“. Sollten Sie dann in der Mittelstufe Ihren Vokabeltest lediglich zu 82 % bestehen, sagen Sie sich wahrscheinlich: „Siehst du, du hast es wieder verhauen!“ ... Und möglicherweise wird Ihre Mutter Ihre Sichtweise noch unterstützen, sobald Sie aus der Schule heimgekehrt sind.

Wenn wir die Sache noch weiterspinnen, könnte es sogar sein, dass Sie nach ein paar gescheiterten Beziehungen denken: “Ich habe mir die falschen Partner ausgesucht.“ Und wenn Sie beruflich befördert werden, flüstert Ihnen vielleicht eine Stimme zu: „Ich werde viel zu viele Fehler machen, um diese Stelle zu behalten.“ Im Supermarkt an der Kasse stellen Sie dann fest: „Ich lande immer in der falschen Schlange.“ Und all diese Ereignisse werden nur Facetten Ihrer ursprünglichen Überzeugung sein: „Ich mache es immer falsch.“ Zwar werden Sie nie die Hoffnung aufgeben, dass sich die Dinge irgendwann einmal zu Ihren Gunsten ändern könnten, aber Ihre Schriften an den Wänden werden insgeheim dafür sorgen, dass Sie sich auch in Zukunft immer wieder die gleichen Resultate erschaffen.

Die ursprüngliche Schlussfolgerung, welche den Erfahrungen mit Ihrer Mutter entspringt, repräsentiert eine Tischplatte im Kontext Ihrer Schriften an den Wänden. Nennen wir sie einfach die "Ich mache es immer falsch"-Tischplatte. Sehen Sie sich hierzu bitte das Diagramm weiter unten an.

 

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Verschiedene individuelle Erfahrungen, die diese Tischplatte stützen, finden Sie hier aufgelistet:

  • Damals, als meine Mutter mich ausschimpfte, weil ich aus Versehen schmutziges Geschirr in den Schrank geräumt habe.
  • Damals, als ich meine kleine Schwester zum ersten Mal im Arm gehalten habe und ihren Kopf nicht stützte.
  • Damals, als ich nach Hause kam und vergaß, die Vordertüre ganz zu schließen.
  • Damals, als ich mein Pausenbrot zu Hause vergessen hatte und meine Mutter zu spät zur Arbeit kam, weil sie es mir bringen musste.
  • Damals, als ich das erste Mal laut gesungen habe und mein Vater meinte, es würde ganz schief klingen.
  • Damals, als ich in der Schule ein Bild gemalt habe und der Lehrer meinte, ich hätte ein helleres Blau wählen sollen.

Solche spezifischen Ereignisse nennen wir deshalb Tischbeine, weil jene Überzeugung oder „Ich mach es immer falsch“-Tischplatte ohne sie keinen Halt finden würde.

Da diese Tischplatte in einer sehr frühen Phase Ihres Lebens geschaffen wurde, ist sie tiefer im System verwurzelt als andere. Sie werden sie wahrscheinlich unter jüngeren Tischplatten auffinden wie „Ich wähle immer die falschen Partner“, „Ich kann keinen besseren Job haben“ oder „Ich lande immer in der falschen Kassenschlange“. Bitte sehen Sie sich dazu auch das Diagramm weiter unten an. 

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Diese jüngeren Tischplatten haben ebenfalls ihre eigenen Tischbeine, verwandte Erlebnisse also, die alle zum gleichen Resultat führen. Da sie aber auf jener früheren Erfahrung von „Ich mache es immer falsch“ aufbauen, können wir sagen, dass sie auf dem Fundament der tiefer liegenden, ursprünglichen Tischplatte stehen. Und sie werden auch erst dann komplett in sich zusammenfallen, wenn Sie jene frühere Tischplatte angegangen sind.

Das Diagramm weiter unten macht Folgendes anschaulich: Wenn Sie lediglich die Tischbeine unter den jüngeren Tischplatten entfernen, landen Sie irgendwann einfach nur auf der älteren Tischplatte. Zusätzlich werden Sie feststellen, dass immer wieder neue Tischbeine auftauchen können, die die jüngeren Tischplatten stützen, solange die darunter liegende, originäre Tischplatte noch intakt ist. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, im Laufe der Zeit noch weitere Tischplatten zu erschaffen, die in die Kategorie „Ich mache es immer falsch“ fallen. Da Sie ja immer noch erwarten, es „nicht richtig zu machen“, wird Ihr System einen Weg finden, Ihnen diese „Realität“ auch weiterhin zu erschaffen. Jene fundamentale, an der Wurzel liegende Tischplatte nennen wir Kernthema (Core Issue), und letztendlich sind es diese Kernthemen, die wir mit unserer EFT-Arbeit zu transformieren suchen.

 

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Wenn Sie sich nun einmal das Diagramm weiter unten ansehen, werden Sie erkennen, dass mit dem Einbrechen des Kernthemas auch allen darauf aufbauenden Themen das Fundament entzogen wird. Durch das Auflösen solch elementarer Themen erobern wir uns die Freiheit, eine völlig neue Perspektive einzunehmen, und zwar einfach dadurch, dass wir uns nicht mehr länger an unsere limitierenden Überzeugungen oder „Wahrheiten“ klammern. Wenn wir unseren Wahrnehmungssatz „Ich mache es immer falsch“ mit EFT angehen, öffnen wir uns daher der Möglichkeit, die Worte unserer Mutter nicht mehr länger als Kritik aufzufassen, sondern vielmehr als ihren Versuch, aus uns einen besseren Menschen zu machen. Und obwohl wir uns vielleicht wünschten, Sie hätte dafür einen besseren Weg gewählt, deuten wir ihr Verhalten nun nicht länger als Kritik. Wenn wir erst einmal an diesem Punkt angelangt sind, gelingt es uns sicher auch zu erkennen, dass all jene Supermarktschlagen, gescheiterten Beziehungen und beschränkten Karriereaussichten mehr Befürchtungen waren als „Realitäten“. Und unser inneres System wird nicht mehr die Notwendigkeit sehen, uns diese „Ich mache es immer falsch“-Szenarien zu kreieren. ... Auf diese Weise entstehen jene enormen Paradigmenwechsel, die uns immer wieder im EFT-Prozess begegnen.

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Solche Kernthemen aufzulösen ist nicht immer ganz einfach, dennoch ist es so etwas wie der “Heilige Gral” jeder Sitzung. Wenn Sie das Ziel verfolgen, ein hervorragender EFT-Praktiker zu werden, dann sollten Sie sich stets auf die Suche danach begeben.

Einordnung in das Gesamtbild

Im Laufe Ihrer EFT-Arbeit werden Sie herausfinden, dass jeder Klient sein/ihr eigenes, faszinierendes Puzzle an Themen und Ereignissen mitbringt, das durch Überzeugungen, Rechtfertigungen und Verhaltensmuster zusammengehalten wird. Da jeder Klient individuell ist, wird sich auch jeder EFT-Prozess anders gestalten. Ihre Herausforderung liegt darin, Ihr Urteilsvermögen einzusetzen um herauszufinden, wo Sie Ihre Sitzung am besten beginnen, welche Richtung Sie einzuschlagen möchten und womit Sie Ihre Sitzung beenden.

Wir sind uns darüber bewusst, dass nicht alle EFT-Sitzungen so strukturiert ablaufen können wie in unseren Beispielen, und nicht alle passen perfekt in das Tischplatten-Diagramm. Stellen Sie sich einmal vor, ein Klient kommt zu Ihnen mit Höhenangst, mit der Schwierigkeit, Verantwortung zu übernehmen, mit gelegentlicher Schlaflosigkeit und einem sehr schwachen Selbstbewusstsein. Haben Sie eine leise Ahnung, wie viele "Stapel" an Tischplatten hier das emotionale Gerüst stützen? Und dabei handelt es bei ihm im Großen und Ganzen noch um eine ziemlich normale Persönlichkeit! Wenn noch ein paar weitere Themen hinzukommen sollten, kann sich Ihre Aufgabe schnell überwältigend anfühlen, sofern Sie keine gute Strategie zur Hand haben, die Ihnen Ihren Prozess organisieren hilft. Für die EFT-Anwendung gilt: Wenn möglich, konzentrieren Sie sich immer nur auf ein Thema bzw. einen Tischplattenstapel.

Manchmal finden wir uns in einer Verkettung der Umstände wieder und jagen eine halbe Stunde dem Belastungswert hinterher, bis uns irgendwann klar wird, dass es vielleicht besser ist, einfach mal innezuhalten und eine Standortbestimmung vorzunehmen. Auf diese Weise werden wir uns darüber bewusst, wo wir gerade gewesen sind, was wir eigentlich schon aufgelöst haben und welche Aufgaben für uns zur Bearbeitung immer noch „auf dem Tisch liegen“.

Eine “Verkettung der Ereignisse” („daisy chain“) liegt vor, wenn beim Klopfen plötzlich ein neues Ereignis auftaucht, das wieder an ein anderes Ereignis geknüpft ist - und so weiter und so fort. Wenn Sie eine solche Ereigniskette angehen, kann es passieren, dass Sie gleichzeitig drei Themen einer Tischplatte kollabieren helfen, ein darunter liegendes Kernthema auflösen und schließlich zu einer Anzahl von Ereignissen gelangen, die wiederum eine neue Tischplatte stützen. Wenn Sie Ihren Klienten nach einer solchen Sitzung ohne eine Bilanz oder Bewertung Ihrer gemeinsamen Arbeit nach Hause schicken, werden weder Sie noch Ihr Klient hinterher in der Lage sein, sich darüber bewusst zu werden, was sie in dieser Sitzung erreicht haben. Viel professioneller arbeiten Sie, wenn Sie Ihre Gedanken zum Thema aufschreiben, die einzelnen Puzzleteile strukturieren und daraus eine Strategie entwickeln. Geben Sie Ihrem Klienten außerdem eine Hausaufgabe mit auf den Weg. Tragen Sie ihm auf, sich bis zur nächsten Sitzung Gedanken über neuen „Stoff“ zu machen, den sie dann wieder gemeinsam angehen können. So sorgen Sie für einen kontinuierlichen Prozess, der auf den Erfolgen Ihrer vorangegangenen Sitzungen aufbaut.

Tischplatten testen

Wenn Sie Tischplatten testen, gehen Sie auf Nummer sicher, dass keine weiteren Aspekte oder spezifischen Ereignisse vorhanden sind, die das Thema weiter aufrechterhalten können. Achten Sie auch darauf, den Belastungswert der ursprünglichen „Wahrheit“ zu überprüfen. Sie ist schließlich der Grund, warum der Klient überhaupt erst zu Ihnen gekommen ist.

Es ist wie bei einem Automechaniker, der beauftragt wird herauszufinden, warum Ihr Motor nicht anspringt. Er wird vielleicht den Anlasser reparieren, eine Zündkerze säubern und etwas an der Zündung drehen. Auf jeden Fall wird er Ihnen das Auto aber erst zurückgeben, wenn der Motor wieder startet.

Um Ihren Erfolg zu testen, können Sie irgendeine Methode aus dem Kapitel Die Tischplatte testen wählen, die zu Ihrem jeweiligen Thema passt. Die „Sag mal ...”-Technik ist in dieser Hinsicht sehr effektiv. Erinnern Sie sich daran, dass eine Tischplatte ein Umfassendes Thema (Global Issue) ist und sich das Testen Ihrer Resultate daher etwas komplexer gestalten kann. Wirklich überzeugen sollten Sie nur solche Ergebnisse, die Ihr Klient wiederholt unter realen Bedingungen - auch außerhalb Ihrer Praxis - unter Beweis gestellt hat.


Lassen Sie Vorsicht walten beim Testen von Kernthemen

EFT Tapping Caution limage

Seien Sie darauf gefasst, dass Ereignisse mehr Belastung aufweisen, je weiter Sie zu einem Kernthema vordringen. Meist fällt es Klienten auch schwerer, diese loszulassen. Da wir dazu tendieren unser ganzes Leben auf Urteilen aus unserer Kindheit aufzubauen, kann das Angehen von Kernthemen sich für uns anfühlen, als würden uns jemand den Boden unter den Füßen wegziehen.

Viele Menschen sind offen für neue Erfahrungen und bereit, sich von der Altlast ihrer Vergangenheit zu befreien, die ihnen nicht länger dient. Andere hingegen halten starr an ihren „Wahrheiten“ fest, etwa an der Art, wie sie ihre Eltern betrachten oder andere Schutzstrategien. In solchen Fällen bekommen Sie alle Hände voll zu tun. In jedem Fall werden Sie - wenn es um Kernthemen geht - nicht nur all Ihr EFT-Können unter Beweis stellen müssen, sondern auch Ihre Kompetenzen in Sachen Rapport, Mitgefühl, Kommunikation und gesundem Menschenverstand. Seien Sie also gewappnet!

An diesem Punkt scheint es uns angebracht, Sie noch einmal daran zu erinnern, dass die professionelle Arbeit mit EFT das Risiko birgt, unerwartete traumatische Erinnerungen Ihres Klienten an die Oberfläche zu bringen. Stellen Sie daher sicher, dass Sie unsere Ausführungen zum Abmildern von Themen und Zusammenbrüche (Taking the Edge Off and Meltdowns) verstanden haben und achten Sie stets darauf, welche Pfade Sie mit Ihrem Klienten betreten. Sollten sie das Gefühl bekommen, dass Ihr Klient Sie mit einem Thema konfrontiert, für das Sie nicht die nötige Kompetenz aufweisen, dann zögern Sie bitte nicht, ihn an einen qualifizierten Therapeuten weiterzuempfehlen. Für den Fall der Fälle sollten Sie außerdem den richtigen Umgang mit Zusammenbrüchen und Abreaktionen kennen.

Egal wie gut Sie im Umgang mit den EFT-Techniken sind, es ist unumgänglich, sich auch mit der Psyche Ihrer Klienten auszukennen. Für die meisten Menschen kommt dies mit wachsender Erfahrung. Wenn Sie allerdings nicht auf einem psychologischen oder verwandten therapeutischen Gebiet trainiert sind, werden Sie hierfür wahrscheinlich etwas länger brauchen. In diesem Fall sollten Sie vielleicht ein intensives Trauma-Training in Erwägung ziehen und/oder an der klinischen Supervisionsgruppe eines EFT-Kollegen teilnehmen, wo Ihnen genau das Wissen vermittelt wird,  an dem es Ihnen zurzeit noch mangelt. 

 

© Gary und Tina Craig
Alle Rechte vorbehalten